TEAMBRENNER Lichtblicke – Interview Ina Thyrolf von allerleipzig
Verrückte Zeiten & die Welt steht Kopf. Wie sie diese Herausforderung bewältigen, welche ungewöhnlichen Wege sie gehen, was sich für sie persönlich verändert & was sie sich für die Zukunft wünschen – das haben wir zuversichtliche Menschen gefragt, die mit TEAMBRENNER eng verbunden sind. Heute mit Ina Thyrolf von allerleipzig aus Leipzig.
Stell dich bitte vor: Wer bist du? Für welches Unternehmen und in welcher Funktion arbeitest du?
Ich heiße Ina Thyrolf, bin von Beruf Physiotherapeutin und seit 2012 mit den kulinarischen Stadtführungen selbständig. Meine Firma heißt seit Februar 2020 allerleipzig, weil ich vom einstigen Mutterschiff getrennt wurde und seitdem meinen ganz eigenen Kurs segeln wollte. Trotz Gegenwind und nun auf Grund liegend. Meine Aufgaben sind sehr vielfältig, das meiste mache ich ganz allein, bei der Durchführung der Touren habe ich Unterstützung von meinen handverlesenen Stadtführer:innen.
Was verbindet dich mit TEAMBRENNER?
Ich kenne Ulrike Brenner seit vielen Jahren privat. Im Winter 2016 durfte ich das Team des Leipziger Büros kulinarisch durch Plagwitz (ver)führen.
Stell dir vor, Corona wäre tatsächlich nur eine mexikanische Biermarke, was würdest du dann in dieser Zeit des Jahres regulär tun?
Kaum war der Tannenbaum abgeschmückt, kamen die „Earlys“ für das nächste Weihnachtsfest. Während ich den ersten wärmenden Sonnenstrahlen entgegenfieberte, musste ich den nächsten Winter planen. Ab Mitte Februar erwachten alle so richtig aus dem Winterschlaf und wollten wieder runter von der Couch und rein ins kulinarische Vergnügen. Das hat viel Spaß gemacht und bescherte uns vor allem zu Ostern viele schöne Momente. Im März wussten wir meistens, wie der Sommer aussehen wird und ich war hauptsächlich damit beschäftigt, die Mannschaft um 1-2 neue Stadtführer:innen aufzustocken und neue kulinarische Partner:innen ins Boot zu holen. Ich freute mich immer auf das Bachfest im Juni, zu dem meine allererste Kundin von 2012 aus New York anreist und immer noch unsere Touren besucht. Das ist Pflicht, wie sie sagt. Danke liebe Karan!
Was hat dich in den vergangenen Wochen & Monaten besonders gefordert, was vermisst du in deinem Alltag?
Die größte Herausforderung – für die ich aber auch am dankbarsten bin – waren die Kitaschließungen. An Arbeiten mit einem 3-jährigen Kind war zur normalen Tageszeit nicht mehr zu denken. Das verschob sich alles in die späten Abendstunden nach 21 Uhr. Normalerweise bin ich da sehr produktiv, aber mit 12 Stunden Kinderbetreuung in den Gliedern, bin ich meistens einfach eingeschlafen. Da die Arbeit nach dem Sommer 2020 wieder total ruhte, konnte ich die „geschenkte Zeit“ mit den Kindern sehr genießen. Am Arbeitsalltag vermisse ich die leuchtenden Augen der Gäste, das Staunen, all die lieben Worte der Anerkennung und Dankbarkeit, eine schöne Zeit gehabt zu haben und Neues entdeckt zu haben.
Das Zusammenspiel mit meinen kulinarischen Partnern fehlt mir sehr. Aber auch die kleineren Katastrophen. Die damit verbundene Aufregung, das schnelle Agieren, sich gegenseitig zu helfen – das macht es doch erst so richtig lebendig. Einfach jemanden in den Arm zu nehmen, Pläne zu schmieden, durch das pralle Leben draußen zu tingeln, unsere Unbeschwertheit – das darf gern so schnell wie möglich wieder Teil unseres Alltags sein. Von meinen Veränderungen zu arbeiten, möchte ich lieber nichts mit in die Zukunft nehmen. Lieber wäre mir der Resetknopf und einfach da weitermachen, wo ich aufhören musste.
Wie gestaltest du in Zeiten der Kontaktbeschränkungen deine Kommunikation mit Freunden & was ist das Besondere daran? Können Videokonferenzen & Chatgruppen den persönlichen Austausch wirklich ersetzen?
Ich telefoniere wieder viel mehr und habe vor allem die Zeit genutzt, schon lange ruhende Kontakte wieder aufzunehmen, was unglaublich schön ist. Aber es geht nichts über ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht an einem schön gedecktem Tisch, in einer Bar oder zu zehnt auf der Picknickdecke, wo man sich vor Lachen in die Arme fallen kann.
Ich bin so gar nicht der digitale Mensch und merke auch, dass ich bei vielen Onlineangeboten anfangs hochmotiviert dennoch auf der halben Strecke stehen bleibe. Ich spüre an meiner großen Tochter, wie frustrierend der Sog ins digitale Leben ist. Neulich fragte sie mich nach einem analogen Telefon. Vielleicht eine heilsame Erkenntnis.
Wie gehst du ganz persönlich mit der Corona-Achterbahnfahrt um, welche Strategien & Hilfsmittel nutzt du, um dich trotz der Umstände zu motivieren. Und was tust du gegen das Gefühl, dass deine berufliche Existenz auf wackeligen Beinen stehen könnte?
Da meine Arbeit komplett ruht, stellt sich mir nach einem Jahr Corona natürlich viel öfter die Frage nach Alternativen oder sinnvollen Ergänzungen. Da bin ich gerade mittendrin.
Es fällt mir nicht leicht, mich diesen Gedanken konsequent zu widmen, weil mir mein bisheriger Job so unendlich viel Spaß gemacht hat und ich mir eigentlich gar nichts anderes vorstellen will.
Wenn wir das alle gemeinsam überstanden haben: Welche gesellschaftlichen Schlussfolgerungen sollten wir deiner Meinung ziehen?
Ich wünsche mir mehr gegenseitige Toleranz und Rücksichtnahme, einen bewussteren Umgang mit Ressourcen, Mobilität, Umwelt und Konsum.
Scheinbar ein Bonus in diesen Tagen: Wir alle haben mehr Zeit! Was stellst du damit an? Und was empfiehlst du anderen?
Ich geh viel mit unserer Frieda in den Wald oder ans Wasser. Die Natur war schon immer mein Ventil oder Anker. Die Verbindung zwischen Tier und Mensch ist für mich elementar. Zu Hause koche, backe und stricke ich wieder viel mehr. Zu sehen, was aus den eigenen Händen entsteht, gibt mir viel Kraft und tiefe innere Zufriedenheit. Altes Wissen auszugraben, zu lernen, den Horizont zu öffnen, mich im Yoga zu üben sind meine „Überlebensstrategien“. Jetzt im Frühjahr schaue ich den Pflanzen im Garten beim Wachsen zu, ich wühle gern im Dreck und überlege deshalb auch noch mal in diese Richtung einen Abschluss zu machen. Ich denke, dass es wichtig ist, sich auf das zu besinnen, wer man ist und was man kann. Ich schaue viel stärker auf meine Fähigkeiten und wo ich meine ganze Energie reinstecken möchte.
Stell dir vor, du könntest schon nächste Woche gemeinsam mit unseren ECHTENBRENNERN ein After-Corona-Event an den Start bringen: Was würdest du kreieren?
Wir hatten im Winter vor Corona ein sehr spontanes Wohnzimmerkonzert bei uns mit 40 Zuhörern. Das würde ich gern noch mal machen, aber im Garten. Oder ein Straßenfest mit der Nachbarschaft. Da gibt es sicher Etliche, die man noch nie wahrgenommen hat. Einen Namen dafür muss ich mir unter der Dusche ausdenken.
Sie möchten auch einmal das Leckere mit dem Interessanten verbinden? Auf den kulinarischen Spaziergängen lernen Sie das Besondere zu den einzelnen Stadtteilen kennen.
Welche Leckereien und Desserts gibt es auf der Tour?
Welche Orte werden besucht?
Instagram hat die Antworten!
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